Und die Goetter schweigen by Anna Janson

Und die Goetter schweigen by Anna Janson

Autor:Anna Janson [Janson, Anna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-01-30T05:00:00+00:00


18

Als Maria nach dem Gespräch mit ihrem Mann den Hörer auf die Gabel gefeuert hatte, war sie einem Zusammenbruch nahe. Er hatte mit seinen Eltern, seinen Brüdern und den Schwiegereltern über eine Bürgschaft gesprochen. Das stritt er keine Sekunde ab. Dagegen weigerte er sich, ihr zu sagen, wozu er das Geld brauchte. Maria hatte ihn vergeblich davon zu überzeugen versucht, dass sie von solchen Überraschungen nicht froh, sondern wütend wurde. »Was würdest du sagen, wenn ich von deinen Eltern Geld leihen und dafür ein Flugzeug oder ein Gartenrestaurant auf Island kaufen würde?«

»Prima, obwohl es das komplizieren würde, was ich vorhabe. Du wirst überglücklich sein.«

»Das glaube ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass ich es noch länger aushalte, nicht dabei sein zu dürfen, wenn du unser gemeinsames Leben planst.«

»Du darfst nicht so ungeduldig sein. Wer auf etwas Gutes wartet, harrt niemals zu lange aus.«

»Das war genauso dumm, wie es gesagt wurde!«

»Ich bin jedenfalls nicht so lächerlich intrigant wie du. Nur weil ich den Bussard schön fand und ihn mit nach Hause brachte, musst du ja nicht gleich tote Vögel unter mein Bett legen. Es stinkt im Schlafzimmer, sag ich dir. Ich verstehe den Wink. Aber du hättest an die Kinder denken sollen. Es war natürlich Emil, der ihn gefunden hat. Der hat sich vielleicht aufgeregt, kann ich dir sagen. Das war verdammt kindisch!«

»Ich würde sicher nicht so wütend werden, wenn ich ihn nicht lieben würde«, vertraute sie ihrer Freundin Karin an, als sie am Fyrisån spazieren gingen. Karin grub in den Taschen ihres Parka und holte trockene Brotkanten heraus, die sie den Spatzen hinwarf. Sie bogen in Drottninggatan ein und gingen um den Block zum Fyristorg, umrundeten die Domkirche und liefen weiter in Richtung Odinslund.

Maria hatte Karin angerufen, um sich mit ihr auszusprechen, ehe der Deckel dem Druck nicht mehr standhielt und explodierte. »Was soll ich denn nur mit Krister machen?«

»Ich an deiner Stelle würde probeweise ausziehen. Er müsste eine Zeit lang allein leben und lernen, Betten zu machen«, antwortete Karin und warf den kleinen Vögeln, die ängstlich aufflogen, ehe sie begriffen, was das auf sich hatte, eine Hand voll Brotkrümel hin. »Das Risiko dabei ist nur, dass dann jemand anders ihm das Bett macht. Und damit meine ich nicht seine Mutter. Ich will ihn nicht verlieren.«

»Wenn du so leicht zu ersetzen bist, dann ist er nichts für dich. Er muss verstehen, dass du es ernst meinst. Wo ist denn nur meine alte zähe Maria geblieben?« Maria ließ den Kopf hängen und zeigte auf ihre Zehen. »Hier irgendwo, glaube ich.«

»Du musst aufgemuntert werden. Das ist ganz deutlich.« Karin legte schützend den Arm um Marias Schultern, grub in den Taschen ihres Parkas und zog eine ziemlich mitgenommene Schokoladenpraline hervor. »Nimm die mal. Es ist die letzte«, sagte Karin sehnsüchtig. Maria wusste, was diese Geste wert war. Feierlich steckte sie das gute Stück in den Mund, ließ es am Gaumen schmelzen. Seit den Teenagerjahren hatten sie beide eine Vorliebe für teure dunkle Schokolade.

Nachdem sie eine halbe Stunde umhergelaufen waren und hin und her diskutiert hatten, fanden sie ein Chinarestaurant mit gedämpfter Beleuchtung und humanen Preisen.



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